Zwischen Grounds und Geschichte

Der Terminplan und ein verlängertes Wochenende ermöglichten uns nach langer Zeit, endlich wieder einen Kurztrip in Sachen „Bildung & Hopping“ zu unternehmen. Zwischen dem Pokalspiel gegen Raspo Brand an einem Donnerstag- und dem Regionalligaspiel bei Fortuna Köln an einem Montagabend fuhren wir diesmal mit einer kleinen Gruppe Ultras in den Süden der Republik. Das erste Ziel der Tour sollte die Partie Jahn Regensburg gegen den VfL Osnabrück sein. Die Donaustadt machte ihrem Namen alle Ehre, denn es regnete bei unserer Ankunft. Leider hatten wir zu wenig Zeit, um die Stadt zu erkunden. Aus diesem Grunde fuhren wir direkt zur relativ neuen Arena. In der ersten Halbzeit dominierte die Heimmannschaft, in der zweiten starteten die Violetten eine furiose Aufholjagd. Das Spiel vor etwas mehr als 10.000 Zuschauer*innen hatte hohen Unterhaltungswert und endete mit einem 3:3. Nach dem Abpfiff brachen wir direkt nach Nürnberg auf, wo wir in einem sehr charmanten Hostel eincheckten. Dass wir Nürnberg für zwei Übernachtungen auswählten, hatte neben Lage und Ambiente zwei wesentliche Gründe: Zum einen wollten wir dem ehemaligen Fanprojektler Raphael, den es von Aachen über Dresden in die Franken-Metropole verschlagen hatte, den lang aufgeschobenen Besuch abstatten. Zum anderen verfügt Nürnberg über ein sehr bedeutsames Angebot historisch-politischer Bildungsarbeit.

 

Den zweiten Tag unserer Tour nutzten wir dann auch ausgiebig, um uns im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zu informieren, obwohl sich unsere Gruppe am Samstagmittag gerne einen weiteren Ground im benachbarten Fürth geholt hätte. Wir begannen mit einer Bus-Video-Tour über das weitläufige Areal des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes. Dabei wurden uns die gewaltige Kulissenarchitektur, die Funktion der Reichsparteitage und der Umgang Nürnbergs mit dem nationalsozialistischen Erbe erklärt. Im Dokumentationszentrum erhielten wir anschließend eine exklusive Führung zur Dauerausstellung mit dem Thema „Faszination und Gewalt“ und informierten uns über die Ursachen, Zusammenhänge und Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Sogar ein Blick in Räume, die eigentlich nicht zu den Führungen gehören, wurde uns gestattet. Als Fazit können wir festhalten: Der Besuch des Dokumentationszentrums lohnt sich auf jeden Fall! An diesem geschichtsträchtigen Ort gibt es viel zu erfahren: Interessantes, Beeindruckendes und Erschreckendes. Die Ausstellung ist umfassend, verständlich und ansprechend konzipiert. Vielleicht ist es heutzutage sogar nötiger denn je, sich über die deutsche Geschichte, den Nationalsozialismus und seine Entstehung aufzuklären. Für den Besuch des Dokumentationszentrums und des Justizpalasts, in dem die Nürnberger Prozesse nach Kriegsende stattfanden und den wir leider nicht mehr besichtigen konnten, muss man mindestens einen ganzen Tag einplanen. Nach dem Bildungsprogramm kehrten wir mit Raphael in ein Brauhaus ein, plauderten über unsere gewonnen Eindrücke und Neuigkeiten.

 

Am letzten Tag unserer Tour machten wir uns nacheinem leckeren Frühstück ganz entspannt zu unserer letzten Station auf, um dort das Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und Dynamo Dresden zu verfolgen. Die ca. 52.000 Zuschauer*innen bildeten eine erstklassige Kulisse, das Spiel war relativ einseitig und hatte mit einem 3:1 der Heimmannschaft einen verdienten Sieger. Ein hohes Verkehrsaufkommen verzögerte unsere Abreise, so dass wir erst am späten Abend wieder die Kaiserstadt erreichten. Unseren Kurztrip können wir als Erfolg verbuchen. Er war nicht nur lehrreich und brachte uns an drei verschiedene Orte, sondern er machte auch jede Menge Spaß. Sofern es der Spielplan zulässt, wollen wir eine derartige Fahrt in absehbarer Zukunft wiederholen.